Wie beeinflusst Endometriose den Kinderwunsch?

Endometriose zählt zu den häufigsten Frauenleiden. Jede 10. Frau im gebärfähigen Alter ist davon betroffen. Neben chronischen Schmerzen kann sich die Krankheit auf den Kinderwunsch auswirken.

 

In diesem Artikel lernst du, was Endometriose ist. Typische Symptome werden beschrieben und die Diagnose erläutert. Du erfährst, welche Auswirkungen die Krankheit auf die Fruchtbarkeit haben kann und welche Hilfe es bei Kinderwunsch gibt.

Endometriose und Kinderwunsch

Übersicht

1. Was ist Endometriose?

Bei der Endometriose wächst Gewebe, das der Gebärmutter ähnelt, außerhalb der Gebärmutter. Dies verursacht Zysten und Entzündungen (Endometrioseherde) im Körper. Die Herde siedeln sich z.B. an Eierstöcken an, an den Bändern der Gebärmutter oder dem Bauchfell. Sie wachsen und bluten mit dem monatlichen Zyklus.

Endometrioseherde können Organe vernarben und verkleben und deren Funktion behindern. Endometriose wirkt sich auch auf die Hormone und das Immunsystem aus. Die Ursache der Erkrankung ist noch nicht vollständig geklärt.

 

Wenn Herde in die Muskelschicht der Gebärmutter einwachsen, dann spricht man von  Adenomyose. Neuere Studien zeigen, dass sich die Strukturen der Herde unterscheiden. Unter anderem deshalb wird die Adenomyose mittlerweile als eigenständige Erkrankung angesehen.

2. Was sind die Symptome einer Endometriose?

Symptome einer Endometriose zeigen sich auf unterschiedliche Art und Weise. Das macht es schwierig, die Krankheit zu erkennen. Deshalb wird sie als “Chamäleon der Gynäkologie” bezeichnet und bleibt oft lange unentdeckt. Es dauert durchschnittlich 8 bis 10 Jahre, um die Krankheit zu diagnositizieren!

 

Ein häufiges Symptom von Endometriose sind starke Schmerzen bei der Periode. Beschwerden können jedoch auch außerhalb des Zyklus auftreten. Die Erkrankung kann im ganzen Körper Schmerzen verursachen.

 

Die Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. nennt folgende mögliche Symptome:

 

Ganzer Körper:

  • PMS
  • Schmerzen in den Brüsten
  • Migräne
  • Gefühl der Verwirrung
  • Schwankungen der Stimmung
  • Erschöpfung
  • Schlafstörungen
  • Nachtschweiß
  • Frieren

 

Thorax:

  • Schmerzen im Brustraum
  • Atemnot
  • Erhöhter Herzschlag
  • Schulterschmerzen
  • Schmerzen im Unterbauch
  • Schmerzen beim Liegen
  • Schwindelgefühl
  • Pneumothorax
  • Bluthusten
  • Schmerzen am Ischiasnerv

 

Rücken:

  • Schmerzen im unteren Rücken
  • Schmerzen, die in die Beine / Knie ausstrahlen

 

Immunsystem:

  • Umwelt-Allergien
  • Lebensmittel-Unverträglichkeiten

 

Geschlechts-Organe:

  • Zyklus-Schmerzen
  • Schmerzen während des Eisprungs
  • Kein regelmäßiger Zyklus
  • Starke, lang anhaltende Blutungen
  • Blutgerinsel
  • Schmerzen beim Sex
  • Unfruchtbarkeit

 

Verdauung:

  • Schmerzen beim Stuhlgang
  • Durchfall / Verstopfung
  • Übelkeit / Erbrechen

 

Harntrakt:

  • Harndrang
  • Schmerzen beim Urinieren

 

Mangel an Nährstoffen:

  • Niedriger Blutzucker
  • Niedrige Magnesium Werte
  • Niedrige Eisenwerte

 

Es gibt Betroffene, die keine Schmerzen verspüren. In diesem Fall bedarf es nur dann einer Behandlung, wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt.

3. Warum kann Endometriose es schwieriger machen, schwanger zu werden?

An Endometriose erkrankt zu sein, bedeutet nicht automatisch, dass jemand nicht schwanger werden kann. Manche Frauen mit Endometriose werden ohne Probleme schwanger.

 

Die Krankheit erschwert es jedoch häufig, schwanger zu werden. Bei 40 bis 60% der Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, steckt laut Endometriose-Vereinigung Deutschland eine Endometriose dahinter.

 

Endometriose kann zu verschiedenen Problemen führen, die den Kinderwunsch beeinträchtigen:

 

Verwachsungen: Das abnormale Gewebe kann im Beckenbereich Verklebungen verursachen. Das kann die Eileiter und Eierstöcke einschränken und es schwerer machen, dass die Eizelle befruchtet wird.

 

Entzündung: Endometriose kann im Beckenbereich Entzündungen verursachen. Das kann den Eileiter oder die Eierstöcke beschädigen.

 

Probleme mit den Hormonen: Endometriose hängt mit Hormonen zusammen. Wenn es Probleme im Hormonhaushalt gibt, kann das den Eisprung stören und es schwerer machen, dass sich befruchtete Eizellen einnisten.

 

Qualität der Gebärmutterschleimhaut: Endometriose kann die Gebärmutterschleimhaut beeinflussen. Auch das kann es schwerer machen, dass sich befruchtete Eizellen festsetzen.

4. Wie wird Endometriose diagnostiziert?

Wenn du schon eine Weile versuchst, schwanger zu werden, könnte es sein, dass du Endometriose hast.

Dein Frauenarzt oder deine Frauenärztin wird zuerst über deine Symptome mit dir sprechen. Dann wird sie deinen Bauch abtasten und einen Ultraschall machen, um nach Zysten zu suchen. Manchmal werden weitere Untersuchungen wie MRT oder CT durchgeführt.

 

Bitte beachte, dass keiner dieser Tests definitiv ausschließen kann, ob du an Endometriose leidest.

 

Bauchspiegelung: Die bis heute sicherste Methode, um die Erkrankung festzustellen, ist eine Bauchspiegelung. Dabei wird durch einen kleinen Schnitt im Bauch nachgesehen. Wenn Endometriose gefunden wird, werden während dieser Operation meist schon Herde entfernt und Verklebungen gelöst. Manchmal werden Paare in den Monaten nach der Behandlung spontan schwanger. Oft wird zusätzlich eine Kinderwunsch-Behandlung wie IVF oder ICSI empfohlen.

 

Speichel-Test: Es gibt auch einen Speichel-Test für Endometriose, der seit 2022 in Deutschland zugelassen ist. Er soll weniger aufwändig und genauer sein als andere Tests. Der Test kostet etwa 800 Euro. Es lohnt sich vielleicht, bei deiner Krankenversicherung nachzufragen, ob sie die Kosten übernimmt.

5. Was unterstützt den Kinderwunsch bei Endometriose?

Wenn du unter einem unerfüllten Kinderwunsch leidest, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Frauen mit Endometriose nutzen können:

 

Medikamente: Es gibt Medikamente, die helfen können, Schmerzen zu lindern und das Endometriose-Gewebe zu reduzieren. Das kann die Chance auf eine Schwangerschaft erhöhen.

 

Operation: Manchmal ist eine Operation (Bauchspiegelung) nötig, um das Gewebe zu entfernen oder Verwachsungen zu lösen. Das kann die Fruchtbarkeit verbessern.

 

Assistierte Reproduktions-Technologie (ART): Wenn die Krankheit fortgeschritten ist, können Technologien wie künstliche Befruchtung eine Schwangerschaft ermöglichen.

 

Vorbereitung der Gebärmutter-Schleimhaut: Es kann helfen, die Gebärmutter-Schleimhaut gezielt mit Hormonen vorzubereiten.

 

Komplementäre Behandlungen: Neben den üblichen Behandlungen gibt es  andere, die helfen können, den Kinderwunsch zu unterstützen und gleichzeitig die Lebensqualität zu verbessern. Dazu gehören Dinge wie Bewegung, Ernährung, Physiotherapie, Osteopathie, Naturheilkunde, Akupunktur, Kräutertees, Yoga, Meditation.

 

Welche Behandlung am besten ist, hängt von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Alter der Frau. Wie lange sie schon versucht schwanger zu werden, und auch davon, wie gesund der Partner ist. Es ist wichtig, alle Möglichkeiten in Ruhe zu besprechen und sich Zeit zu nehmen, um zu entscheiden. Eine Kinderwunsch Behandlung ist sowohl körperlich als auch seelisch anstrengend.

6. Wo finde ich Hilfe?

Wenn du denkst, dass du Endometriose hast, solltest du zuerst mit deinem Gynäkologen oder deiner Gynökoloign sprechen. Beachte, dass sich nicht alle Ärzte gleichermaßen gut mit Endometriose auskennen. Auch nicht jede Klinik ist darauf spezialisiert. Scheue dich nicht, im Zweifel eine zweite Meinung einzuholen oder den Arzt zu wechseln.

 

Hier findest du nützliche Kontakte und Hilfe:

 

Endometriose – Vereinigungen

Die Endometriose-Vereinigungen helfen u.a. bei der Suche nach zertifizierten Praxen, Kliniken, Reha-Zentren und Selbsthilfe Gruppen:

Endometriose Vereinigung Deutschland e.V.

Endometriose Vereinigung Austria

Schweizerische Endometriose-Vereinigung

 

Endometriose App

Mit der Endometriose App nimmst du das Heft des Handelns in die eigenen Hände:

  1. Infos und neueste Erkenntnisse helfen dir, Endometriose besser zu verstehen.
  2. Du bekommst konkrete Tipps, die helfen, deine Symptome zu lindern.
  3. Es gibt wertvolle Ernährungs-Tipps mit vielen Rezept-Ideen.

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten der App Nutzung. Für private Versicherungen besteht noch keine einheitliche Regel zur Übernahme der Kosten. In diesem Fall solltest du deine Versicherung direkt ansprechen.

 

Frauengesundheits-Zentren

Für komplementäre Behandlungen bieten z.B. Frauengesundheitszentren  Hilfe an.

 

Ernährungs-Beratung

Der Einfluss der Ernährung bei Endometriose wird unterschätzt. Es gibt nicht die eine richtige Ernährung aber doch Tendenzen. Infos darüber halten die Endo-Vereinigungen bereit. Bei der Suche nach einer Ernährungs-Beratung empfehle ich darauf zu achten, dass sich der Berater mit der Krankheit auskennt.

 

Wie sich die Ernährung auf das Wohlbefinden einer Endometriose Patientin auswirkt, zeigt der Beitrag der NDR Docs: Endometriose: Beschwerden mit passender Ernährung bessern

 

 

7. Andere Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch prüfen

Auch wenn du Endometriose hast, bedeutet das nicht automatisch, dass sie allein der Grund für deine Schwierigkeiten, schwanger zu werden, ist. Es könnten auch andere gesundheitliche Gründe dafür verantwortlich sein. Es ist wichtig, auch den Partner auf mögliche Ursachen zu untersuchen.

8. Fazit

  1. Wenn sich der Kinderwunsch nicht erfüllt, sollte die Möglichkeit einer Endometriose geprüft werden.
  2. Endometriose führt nicht in jedem Fall zu Unfruchtbarkeit.
  3. Es gibt Therapien, die eine Schwangerschaft unterstützen.
  4. Je früher eine Endometriose erkannt wird, je besser. Der neue Speichel-Test könnte zukünftig helfen, die Zeit bis zur Diagnose erheblich zu verkürzen.
  5. Für Endometriose gibt es ein Netz an Spezialisten, zertifizierten Praxen und Kliniken. Endometriose-Vereinigungen helfen.
  6. Je besser du dich mit Endometriose auskennst, umso sicherer bist du im Gespräch mit Ärzten.

Wichtiger Hinweis!

Dieser Beitrag ersetzt keine professionelle Beratung durch Ärztinnen oder Ärzte. Die Hinweise sind nicht zur selbständigen Diagnostizierung, Therapie oder Veränderung einer Behandlung geeignet.

Die Autorin

Claudia Moser ist Systemische Coach und PEP® Practitioner. Sie hilft Menschen mit Kinderwunsch dabei, Stress abzubauen und zuversichtlich und selbstbestimmt den eigenen Weg zu finden. Claudia kennt die Herausforderungen eines unerfüllten Kinderwunsches aus dem eigenen Leben. Sie lebt mit ihrem Mann in Karlsruhe, liebt es, Trekkingtouren im Himalaya zu machen und spontane Kochabende mit Freunden zu verbringen.

kinderlosgluecklich_claudia-moser_v3