Kinderwunschweg:
3 Fehler, die du vermeiden kannst

von Claudia Moser, Systemische Coach und PEP® Coach

Gefährlicher Pfad im Gebirge - Symbol für die Tücken des Kinderwunschweges

Schon bevor ich meinen Kinderwunschweg begann, machte ich eine prägende Erfahrung: Ich überquerte Korsika zu Fuß – und überschritt dabei gefährlich meine Grenzen. Aus diesen Fehlern lernte ich zunächst nichts. Jahre später wiederholte ich sie auf meinem Kinderwunschweg. Hier teile ich meine Geschichte – für alle, die meine Fehler vermeiden wollen.

Was dich im Artikel erwartet:

Wir hatten ein Ziel: Die Überquerung von Korsika

Der GR 20 gehört zu den härtesten Fernwanderwegen Europas. Wir wollten ihn komplett von Norden nach Süden durchqueren. 180 Kilometer, 12.000 Höhenmeter, verteilt auf 16 Etappen – ein Abenteuer, das uns an unsere körperlichen und mentalen Grenzen bringen sollte.


Ohne viel Vorbereitung starteten wir im Frühsommer. Ich war fit, wanderte gerne – das sollte genügen. Wir planten, in Berghütten zu übernachten, hatten für den Notfall ein kleines Zelt dabei, Haferflocken, Trockenfrüchte und gefriergetrockneten Eistee. 

Doch es kam anders als gedacht:

Schon damals fragte ich mich: Wo war unser gesunder Menschenverstand? Warum haben wir uns nicht besser vorbereitet? Warum stiegen wir nicht ins Tal ab, als das Essen knapp wurde? Warum haben wir unsere Gesundheit aufs Spiel gesetzt?

 

Diese Wanderung war ein Abenteuer – aber auch eine Lektion, die ich damals nicht vollständig gelernt habe. Rückblickend wird mir klar: Wir machten drei grundlegende Fehler, die uns unnötig an unsere Grenzen brachten. Fehler, die ich Jahre später auf meinem Kinderwunschweg wiederholte.

 

Hier sind die drei größten Fehler, die uns auf Korsika begegneten – und die ich heute jedem ans Herz legen würde, der sich auf einen herausfordernden Weg begibt.

Diese drei Fehler haben wir gemacht

1. Herausforderung unterschätzt

Die Realität stellte uns auf eine harte Probe: Hochgebirge, wechselnde Wetterbedingungen, schwere Rucksäcke und Übernachtung im Zelt forderten uns weit mehr, als wir erwartet hatten. Auch auf dem Kinderwunschweg lässt sich die psychische und körperliche Belastung leicht unterschätzen.

2. Keine Alternativen bedacht

Der Fokus lag ausschließlich auf dem Ziel: Conca zu erreichen. Als die Lebensmittel knapp wurden, kam uns nicht in den Sinn, ins Tal abzusteigen und nachzufüllen. Auf dem Kinderwunschweg wiederholt sich dieses Muster: Wer nur einen Plan hat – zum Beispiel ein Kind – übersieht oft alternative Wege und gerät schnell an die eigenen Grenzen.

3. Erholung ignoriert

Die ständige Anstrengung, der Hunger und die Höhenluft ließen uns weitermachen, ohne auf Erholung zu achten. Einmal brach ich in einem Schneefeld bis zu den Schultern ein – ein deutliches Warnsignal, das ich ignorierte. Ähnlich passiert es auf dem Kinderwunschweg: Wer sich von Druck und Erwartungen leiten lässt, übergeht eigene Grenzen und riskiert emotionale Erschöpfung.

Die Fehler wiederholen sich – mein Kinderwunschweg wird zur Herausforderung

Dieses Abenteuer gehört zu meinem Leben, und ich möchte es nicht missen. Mit viel Glück ist damals nichts Schlimmes passiert. Dennoch hatte es seinen Preis: Ich war so auf das Ziel und auf die nächste Mahlzeit fixiert, dass ich selbst kleine Gefahren nicht richtig wahrnahm – und noch heute überfällt mich gelegentlich leichte Panik, wenn ich das Gefühl habe, nicht genug zu essen zu bekommen.

 

Als mein Mann und ich uns später ein Kind wünschten, starteten wir leider mit derselben blauäugigen Einstellung. Wir gingen davon aus, dass es schon klappen würde – und unterschätzten, wie belastend der Weg sein kann.

Wir wiederholten die 3 Fehler von Korsika auf unserem Kinderwunschweg

  1. Ich hatte die emotionale Herausforderung unterschätzt, als nach 12 Monaten noch keine Schwangerschaft eintrat.

  2. Alternative Wege hatten wir nur oberflächlich überlegt – ein klassischer Fall von Plan-A-Denken.

  3. Mit der Zeit übersah ich zunehmend die leisen Warnsignale meines Körpers und meiner Seele, getrieben vom Druck. 

Den Kinderwunsch bewusster angehen

Auch wenn es unmöglich ist, sich vollständig auf den Kinderwunschweg vorzubereiten, zeigt meine Erfahrung – und die meiner Klient:innen –, dass wir oft zu blauäugig starten. Wenn der Weg dann steinig wird, verlieren wir leicht Orientierung und Halt.

 

Wer auf dem Kinderwunschweg schon länger unterwegs ist, kennt die Momente, in denen Frust, Trauer und Zweifel überhandnehmen. Mentale Strategien können hier helfen, Kraft und Klarheit zu gewinnen. In meinem Artikel Unerfüllter Kinderwunsch: 9 Mentale Strategien, die dir Kraft geben zeige ich konkrete Wege, wie du dich emotional stärken kannst.

 

Aus meiner Erfahrung sind drei Aspekte besonders wichtig, um den Kinderwunschweg körperlich und seelisch gesund zu meistern:

1. Bereite dich vor und kenne deine Grenzen

Praktisches Wissen ist entscheidend: Wann sind die fruchtbaren Tage? Welche Ernährung unterstützt die Fruchtbarkeit? Wie verändert sich die Fruchtbarkeit im Laufe des Lebens? Beide Partner sollten sich gut informieren – nicht bis ins kleinste Detail, aber so, dass sie sich sicher fühlen.

 

Genauso wichtig ist die mentale Vorbereitung: Schwanger werden und ein Kind auf die Welt bringen ist nicht immer „die natürlichste Sache der Welt“. Manchmal dauert es Monate, manchmal Jahre, manchmal klappt es gar nicht.

 

Selbst die beste Kinderwunschbehandlung bietet keine Garantie. Wir können die Chancen unterstützen, aber das Timing bleibt ein Geheimnis der Natur.

 

Wer von Anfang an versteht, dass der persönliche Einfluss begrenzt ist, reduziert den Druck und die zermürbenden Gedanken wie „Ich muss es schaffen“.

2. Plane alternative Wege (Plan B, C oder D)

Unser Plan auf Korsika war einfach: Die Stadt Conca erreichen. Beim Kinderwunschweg verhielt es sich ähnlich. Wir hatten nur Plan A: ein Kind bekommen. Das machte uns blind für andere Wege und trieb uns an unsere Grenzen. Heute empfehle ich, von Anfang an Alternativen zu bedenken. So hängt nicht das gesamte Glück von einem einzigen Ergebnis ab.

3. Erlaube dir Pausen und Unterstützung

Der Kinderwunsch kann wie ein steiler Gebirgspfad sein – körperlich und seelisch. Niemand muss diesen Weg allein gehen. Emotionale Unterstützung durch Freunde, Familie oder Coaches ist nicht nur erlaubt, sondern ein Zeichen von Selbstfürsorge.

 

Regelmäßige Pausen helfen, innezuhalten, Kraft zu tanken und den eigenen Standpunkt zu prüfen. So kannst du gestärkt weitermachen – oder bewusst entscheiden, den Weg zu ändern. Pausen sind deutlich weiser, als eine Kinderwunschbehandlung nach der anderen zu machen und dabei die eigene Gesundheit zu riskieren.

Verluste, Depression und Ausblick

Mein Mann und ich haben zwei Kinder früh in der Schwangerschaft verloren. Ich fürchtete, nie wieder Glück zu finden. Heute sind wir im Reinen mit unserem Schicksal und führen ein zufriedenes und erfülltes Leben.


Um beim Bild des Wanderns zu bleiben: Damals stieg ich nicht rechtzeitig ins Tal ab, sondern fiel in ein tiefes Loch – eine Depression, die Jahre dauerte. Im Traum hätte ich nie gedacht, dass mir so etwas passieren könnte. Ich habe mich immer als stark und mental gefestigt eingeschätzt.


Der Weg aus der Depression war die bisher größte Herausforderung meines Lebens. Genau deshalb ist es mir so wichtig, anderen Betroffenen ihre eigene seelische und körperliche Gesundheit frühzeitig bewusst zu machen.

Auf dem Kinderwunschweg gilt: Achtsamkeit, Selbstfürsorge und rechtzeitige Unterstützung sind entscheidend, um nicht in die eigenen Grenzen zu laufen.

Die Autorin

Claudia Moser  ist Systemische Coach und ausgebildete PEP®-Coach. Sie begleitet Menschen auf ihrem Kinderwunschweg, unterstützt sie dabei, Stress abzubauen und selbstbestimmt ihren Weg zu gehen – sowohl mental als auch emotional. Claudia kennt die Herausforderungen eines unerfüllten Kinderwunsches aus eigener Erfahrung. Sie lebt mit ihrem Mann in Karlsruhe, liebt Trekkingtouren im Himalaya und gesellige Kochabende mit Freunden. Mehr über Claudia und ihre Arbeit auf dem Kinderwunschweg findest du auf ihrer Website.

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