Kinderwunsch verarbeiten:
Wie uns der Körper dabei hilft

Wir denken: „Ok, ich habe verstanden, dass sich mein Kinderwunsch nicht erfüllt“ – und hoffen, dass das Leben jetzt endlich erfreulicher weitergeht. Stattdessen plagen uns Emotionen.

 

In diesem Blogpost erfährst du, wie eine Klientin im „Gespräch“ mit ihren Emotionen den Schlüssel zum inneren Frieden fand – und wie der Körper dabei hilft.

Tridisches Prinzip-Kinderwunsch verarbeiten

Das Triadische Prinzip nach der Psychotherapeutin Gabriela von Witzleben ist eine meiner Lieblingsmethoden wenn des darum geht, einen Kinderwunsch zu verarbeiten.

Die Klientin

Die Klientin wünschte sich Kinder. Viele Jahre lang. Doch es fehlte der passende Partner. Als der schließlich kam wurde bald darauf festgestellt, dass sie bereits in den Wechseljahren ist – viel zu früh. Es war eine sehr bittere Enttäuschung.

 

Psychisch ging es ihr immer schlechter und schließlich suchte sie Unterstützung bei einem Psychologen. Die Therapie tut ihr gut. Die ungewollte Kinderlosigkeit wurde dort noch nicht thematisiert. Andere Anliegen standen bisher im Fokus.

 

Seit einiger Zeit belastet sie der unerfüllte Kinderwunsch aber wieder stärker. Damit wandte sie sich an mich.

 

Die Klientin will Frieden mit dem Kinderwunsch schließen und fühlte sich jetzt bereit zu verarbeiten, was sie noch belastet.

 

Das Coaching wurde zum Aha-Erlebnis. Um anderen Frauen Mut zu machen, war sie einverstanden, dass ich darüber berichte.

Das Setting

Wir vereinbarten ein virtuelles Coaching per Zoom. Die Klientin im Norden, ich im Süden Deutschlands.

Das Triadische Prinzip

Kinderwunsch verarbeiten-Triadisches Prinzip

Jetzt kommt ein bisschen Theorie. Ist aber spannend!

 

Wenn jemand vor lauter verwirrender und widersprüchlicher Gefühle und Gedanken sozusagen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, dann bietet sich die Klärung nach dem triadischen Prinzip an.

 

Die Methode basiert auf der Erkenntnis, dass drei psychische Kernbedürfnisse unser Leben bestimmen: Beziehung, Sicherheit und Autonomie. Im Körper sind die Kernbedürfnisse durch Bauch, Herz und Kopf repräsentiert.

Probleme entstehen, wenn diese Kernbedürfnisse bezogen auf ein Thema zu stark oder zu schwach ausgeprägt sind. Beispiel: Ein Paar findet keine Worte, miteinander über den unerfüllten Kinderwunsch zu sprechen. Geschieht das auf Dauer, wirkt es sich schwächend auf das Bedürfnis „Beziehung“ der beiden aus. Die Psyche gerät aus dem Gleichgewicht – und das strengt auf Dauer richtig an.

 

Ziel des Coachings ist es, einen Ausgleich der drei Kernbedürfnisse anzuregen.

 

Wie finden wir nun heraus, wie es um die Bedürfnisse Beziehung, Sicherheit und Autonomie der Klientin bestellt ist? Dabei hilft der Körper. 

 

Es werden drei runde Pappscheiben oder weiße DinA4 Blätter in einem gleichseitigen Dreieck auf dem Boden ausgelegt. Jedes Blatt repräsentiert eines der drei Körperzentren: Bauch (für Autonomie), Herz (für Beziehung) und Kopf (für Sicherheit).

 

Die Klientin stellt sich nacheinander auf jedes Zentrum. Über Computerkamera und Lautsprecher sind wir in Kontakt. Ein solches Format nennt sich Aufstellung.

 

Die Klientin spürt jetzt nach, wie das im Körper ist, wenn sie ihre Aufmerksamkeit in eines der Körperzentren richtet.

 

Zu theoretisch? Am Praxisbeispiel wird es klarer.

Das Coaching

Der Klientin fällt es schwer, mit dem Kinderwunsch abzuschließen. Sie möchte wissen, woran das liegt und was sie tun kann. Mit diesen Fragen starten wir in die Aufstellung. Das Thema „Unerfüllter Kinderwunsch“ liegt in der Mitte.

 

Nacheinander stellt sie sich damit auf die drei Bodenanker (Papier) und spürt nach, wie es sich im Körper anfühlt und welche Gedanken aufkommen. Ich begleite sie aus der Ferne.

Triadisches Prinzip-Aufstellungsarbeit Kinderwunsch

Bauch (Autonomie): Die Klientin fühlt sich wütend, ohnmächtig, überhaupt nicht autonom, zerrissen. Ich frage, welches Gefühl besonders spürbar ist. Wut ist gerade am stärksten.

 

Wir legen ein Blatt für Wut neben Bauch.

 

Stellt sich auf Wut: Sie richtet sich auf und fühlt sich voller Energie und Tatendrang. Möchte, dass es endlich wieder vorwärts geht im Leben.

 

Zurück zu Bauch: Hört, was bei Wut gesagt wurde, kann aber die Hoffnung nicht ganz aufgeben. Ist wehmütig. „Vielleicht klappt es ja doch noch mit dem Schwanger werden.“

 

Weiter zu Herz (Beziehung): Herz fühlt sich sehr traurig und schwer. Wir legen ein Blatt für Trauer neben Herz.

 

Wechselt zu Trauer: Es kommt das Bild einer schwarzen, schweren, bedrückenden Wolke auf und der Gedanke: Trauer möchte verstanden werden. Geht nicht so einfach weg!

 

Zurück zu Herz: Herz ist erleichtert, dass Trauer jetzt woanders liegt. Spürt, dass Trauer Zuwendung braucht. [Vorgeschichte: Die Klientin wusste lange nicht, warum es ihr psychisch schlecht ging. „Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass man um ein Kind trauert, das es nie real gab.“]

 

Herz: „Es ist besser, wenn ich die Trauer zulasse und nicht ständig von mir wegschiebe. Ich habe mal auf einem Friedhof getrauert. Das hat geholfen. Aber vielleicht reicht das noch nicht.“ Überlegt, was es tun könnte. Regelmäßig der Trauer Raum geben. Zeit für sie reservieren. [Mir fällt der Begriff „Teilzeitdepression“ ein, den ich bei Gabriela von Witzleben gehört hatte]. Lacht: „Gute Idee.“

 

Stellt sich wieder auf Trauer und sagt erleichtert: „Endlich!“ Fühlt sich verstanden. Die Wolke wirkt jetzt heller und leichter.

 

Weiter zu Kopf (Sicherheit): Lacht auf. „Das ist echt kompliziert, was Bauch und Herz da haben.“ Bei Kopf kennt die Klientin den Kinderwunsch auch. Kopf hat kürzlich eine Liste gemacht mit Vor- und Nachteilen zu Kindern. Er sieht auch Nachteile. Laut, anstrengend, Schlafmangel, Sorgen…

 

Weiter zu Bauch: Atmet hörbar aus. „Es geht mir jetzt viel besser, nachdem das mit der Trauer rauskam.“

 

Die Klientin möchte sich abschließend nochmal auf Wut stellen: Die Wut ist körperlich nicht mehr so stark spürbar. „Jetzt weiß ich, wofür sie gut ist.“ sagt sie. Die Wut macht mir Mut, meine Trauer da sein zu lassen.

 

Die Aufstellung endet hier.

Ein neuer Umgang mit dem unerfüllten Kinderwunsch

Wir setzen uns wieder und sprechen über das, was die Klientin gerade erlebt hat. Sie ist berührt davon, was sie im Gespräch ihrer inneren Anteile erfahren hat.

 

Der Trauer möchte sie in Zukunft Raum geben. Sich jeden Tag eine halbe Stunde zurückziehen, es sich gemützlich machen, eine Kerze anzünden, vielleicht ein bisschen schreiben oder was ihr sonst in den Sinn kommt tun und die Trauer dazu einladen. Um sich diesen Vorsatz in Erinnerung zu halten, finden wir eine Affirmation, die es für sie auf den Punkt bringt:

 

„Ab heute gönne ich mir jeden Tag eine halbe Stunde Trauer!“

 

Sie hat noch etwas Bedenken vor Situationen, die ihr schmerzhaft vor Augen führen könnten, dass sie keine Mutter ist. Beispielsweise wenn sie sieht, wie sich eine Freundin liebevoll um die kleine Tochter kümmert. Die Klientin findet ihre Antwort selbst. „Letztendlich geht es um Fürsorge. Ich kann meine fürsorgliche Seite ja auch ganz anders ausleben.“ Wir finden eine passende Affirmation:

 

„Ich finde überall Gelegenheiten, meine fürsorgliche Seite auszuleben.“

 

Damit endete das Coaching. Es hat etwas 90 Minuten gedauert.

Jeder Mensch ist anders

Dies war ein Beispiel um zu demonstrieren, wie eine systemische Aufstellung nach dem triadischen Prinzip helfen kann, Unterbewusstes sichtbar und spürbar zu machen, damit wir es verarbeiten können.

 

Jede Arbeit mit dem triadischen Prinzip führt zu anderen Ergebnissen – so wie wir Menschen und unsere Themen alle unterschiedlich sind.

 

Wenn du deinen Kinderwunsch verarbeiten möchtest oder in der aktiven Kinderwunschzeit mentale Unterstützung suchst, dann vereinbare gerne ein kostenfreies Beratungsgespräch.

Die Autorin

Claudia Moser ist Systemische Coach und PEP® Practitioner. Sie hilft Menschen mit Kinderwunsch dabei, Stress abzubauen und zuversichtlich und selbstbestimmt den eigenen Weg zu finden. Claudia kennt die Herausforderungen eines unerfüllten Kinderwunsches aus dem eigenen Leben. Sie lebt mit ihrem Mann in Karlsruhe, liebt es, Trekkingtouren im Himalaya zu machen und spontane Kochabende mit Freunden zu verbringen.

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