Von Claudia Moser, Systemische Coach
Endometriose betrifft etwa jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter („one in ten“) – ein Wert, der in Studien und bei der WHO vielfach zitiert wird. Sie kann nicht nur starke körperliche Schmerzen verursachen, sondern auch den Kinderwunsch erschweren. Ich selbst lebe mit Endometriose und weiß, wie frustrierend und kräftezehrend diese Kombination sein kann – körperlich wie seelisch.
Vielleicht kennst du das Gefühl, dass dein Körper nicht so funktioniert, wie du es dir wünschst. Gerade in der Kinderwunschzeit sind die Wartezeiten besonders schwer: von Zyklus zu Zyklus, von Untersuchung zu Untersuchung, von einem Behandlungsversuch zum nächsten. Diese Ungewissheit kann zermürbend sein – und dazu kommen oft Schuldgefühle, Scham oder der ständige Vergleich mit anderen. Manche Frauen erleben es so, als würde ihr Frau-Sein gleich doppelt infrage gestellt: durch die Endometriose und den unerfüllten Kinderwunsch.
In diesem Text findest du Antworten und Unterstützung – medizinisch, aber vor allem auch seelisch. Ich zeige dir, wie du mehr Klarheit für deinen Kinderwunschweg bekommst und welche Möglichkeiten dir helfen können, besser mit Endometriose, Kinderwunsch und psychischer Belastung umzugehen.
Endometriose bedeutet, dass sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter ansiedelt. Am häufigsten sind die Eierstöcke, die Gebärmutterbänder oder das Bauchfell betroffen. Dieses Gewebe reagiert wie die Schleimhaut in der Gebärmutter: Es blutet im Zyklus mit – nur eben an Stellen, wo das Blut nicht abfließen kann. Das führt zu Entzündungen, Zysten oder schmerzhaften Verwachsungen.
Wenn die Herde in die Muskelschicht der Gebärmutter hineinwachsen, spricht man von Adenomyose. Neuere Studien zeigen, dass sich die Gewebe-Strukturen von Endometriose und Adenomyose unterscheiden – deshalb gilt die Adenomyose inzwischen als eigenständige Erkrankung.
Und was viele unterschätzen: Schon die Unsicherheit rund um Diagnose und Verlauf kann sehr belastend sein. Viele Frauen fragen sich, ob und wie sich Endometriose auf ihren Kinderwunsch auswirkt – und genau diese Ungewissheit erzeugt zusätzlichen Stress.
Endometriose wird oft das „Chamäleon der Gynäkologie“ genannt – und das passt, weil die Symptome von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein können. Manche spüren die Erkrankung fast nur während der Periode, andere leiden ständig unter Schmerzen.
Typisch sind starke Unterleibs- oder Rückenschmerzen, manchmal auch Schmerzen beim Sex. Viele Frauen berichten von heftigen Blutungen oder einem unregelmäßigen Zyklus. Dazu kommt nicht selten eine ständige Müdigkeit, die Tage im Büro oder den Alltag mit Familie unglaublich kräftezehrend macht. Auch Verdauung oder Blase können sich melden: Durchfall, Verstopfung oder häufiger Harndrang gehören für manche Frauen fast schon „dazu“.
Wichtig zu wissen: Auch wenn du keine extremen Schmerzen hast, kann Endometriose deinen Kinderwunsch beeinflussen. Das macht es so belastend – weil man oft lange im Unklaren bleibt und die Unsicherheit zusätzlich auf die Psyche drückt.
Nicht jede Frau mit Endometriose bleibt ungewollt kinderlos – viele werden trotz der Erkrankung schwanger. Dennoch kann Endometriose den Weg zum Wunschkind erschweren.
Endometriose kann die natürliche Fruchtbarkeit beeinflussen. Verwachsungen und Narben im Bauchraum können Eileiter oder Eierstöcke blockieren. Entzündungen stören manchmal die Reifung der Eizellen oder die Einnistung in der Gebärmutter. Auch hormonelle Schwankungen oder Zysten an den Eierstöcken können den Zyklus durcheinanderbringen. Selbst Schmerzen beim Geschlechtsverkehr spielen eine Rolle – weil sie Intimität belasten und damit die Chancen auf eine Schwangerschaft verringern.
Neben den körperlichen Ursachen wie Verwachsungen oder Zysten wiegt die seelische Seite oft genauso schwer. Viele Frauen erleben Dauerstress, Ängste und eine Achterbahn der Gefühle. Jeder erfolglose Versuch kann das Gefühl verstärken, „nicht zu genügen“ oder im eigenen Frau-Sein infrage gestellt zu sein. Auch die Partnerschaft leidet manchmal unter dem ständigen Wechsel aus Hoffnung und Enttäuschung.
Hinzu kommt ein weiterer Aspekt, über den kaum gesprochen wird: Neid. Es kann sich zutiefst ungerecht anfühlen, wenn andere scheinbar mühelos schwanger werden, während man selbst nicht nur den unerfüllten Kinderwunsch, sondern zusätzlich die Belastung durch Endometriose trägt. Über dieses Gefühl habe ich im Artikel Neid bei unerfülltem Kinderwunsch ausführlicher geschrieben – weil uns das Wissen über die eigenen Neidgedanken helfen kann, uns selbst besser zu verstehen und noch einfühlsamer mit uns umzugehen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Endometriose an sich schon sehr belastend sein kann – und dass die Ungewissheit, ob sich der Kinderwunsch trotz dieser Diagnose erfüllen lässt, die Belastung noch verstärkt. Deshalb kann es eine große Unterstützung sein, sich neben der medizinischen Behandlung auch psychische Begleitung zu gönnen. Therapie, Coaching und auch Selbsthilfegruppen können helfen, Stress zu reduzieren, Selbstvertrauen zurückzugewinnen und wieder mehr Zuversicht zu spüren.
Neben der medizinischen Seite hat eine frühe Diagnose auch eine große psychische Bedeutung: Sie nimmt die Unsicherheit, gibt endlich Worte für die Beschwerden – und eröffnet konkrete Möglichkeiten für die Kinderwunschplanung.
Auch wenn Endometriose den Weg zum Wunschkind erschwert, gibt es viele Möglichkeiten, deine Chancen zu verbessern und dich gleichzeitig seelisch zu entlasten.
Ärzt:innen können mit Medikamenten Schmerzen lindern oder das Gewebe kontrollieren. Bei einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) lassen sich Herde entfernen und Verwachsungen lösen – das kann die Fruchtbarkeit deutlich verbessern. Wenn eine natürliche Schwangerschaft schwierig bleibt, sind Kinderwunschbehandlungen wie IVF oder ICSI mögliche Wege. Auch eine gezielte Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut gehört manchmal dazu.
Viele Frauen erleben, dass Bewegung, Physiotherapie, Yoga oder Meditation Schmerzen lindern und neue Energie schenken. Eine angepasste Ernährung oder naturheilkundliche Verfahren können zusätzlich unterstützen.
Neben den medizinischen Behandlungen ist das seelische Wohlergehen ebenso wichtig. Viele Frauen mit Endometriose kennen den ständigen Druck, das Gefühl, nicht genug zu tun, oder die Angst, dass die Zeit davonläuft. Solche Belastungen lassen sich nicht einfach wegreden – aber sie lassen sich bewältigen. In meinem Artikel über Stress bei Kinderwunsch erfährst du, welche Möglichkeiten es gibt, wieder mehr Gelassenheit zu finden.
Coaching oder Therapie können hier wertvoll sein: Sie helfen, Ängste zu reduzieren, Vertrauen in den eigenen Körper zurückzugewinnen und wieder mehr Zuversicht zu entwickeln – unabhängig davon, wie schnell sich der Kinderwunsch erfüllt.
Ich habe selbst erlebt, wie sehr es hilft, die eigenen Gedanken einmal laut auszusprechen – ohne Angst, bewertet zu werden. Allein das hat mir in dieser Zeit schon enormen Druck genommen. Es half mir, meine Gedanken zu sortieren und klarer zu erkennen, was ich eigentlich möchte und welche Schritte für mich passen.
Und manchmal sind es nicht die großen Veränderungen, sondern kleine Routinen, die spürbar entlasten: ein paar bewusste Atemzüge, ein kurzer Spaziergang oder ein Moment, in dem du dir ganz bewusst Ruhe gönnst. Regelmäßige Mini-Pausen schaffen Inseln der Erholung im Alltag – und genau diese kleinen Schritte geben die Kraft für den großen Weg.
Es gibt viele Stellen, an die du dich wenden kannst – je nachdem, ob du medizinische, praktische oder seelische Begleitung suchst.
Die Endometriose Vereinigung Deutschland e.V., die Endometriose Vereinigung Austria und die Schweizerische Endometriose-Vereinigung bieten Informationen, Veranstaltungen und Selbsthilfegruppen an. Besonders hilfreich: Dort erfährst du auch, welche Kinderwunschzentren und Fachärzt:innen sich mit Endometriose besonders gut auskennen. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann außerdem entlastend sein und dir wertvolle Tipps für den Alltag geben.
In vielen Städten gibt es Frauengesundheitszentren, die komplementäre Beratung anbieten. Auch eine spezialisierte Ernährungsberatung kann sinnvoll sein, um Beschwerden zu lindern und den Körper zu stärken.
Neben medizinischen und praktischen Angeboten kann auch psychische Unterstützung eine wichtige Rolle spielen – sei es durch Coaching, Therapie oder Selbsthilfegruppen. Wo du dich am besten aufgehoben fühlst, hängt von deinen persönlichen Bedürfnissen ab.
Auch wenn Endometriose eine große Rolle spielen kann, ist sie nicht immer die einzige Erklärung, wenn eine Schwangerschaft auf sich warten lässt. Manchmal liegen die Gründe auch bei anderen gesundheitlichen Faktoren – sowohl bei dir als auch bei deinem Partner.
Herausfordernd ist es auch, wenn es beim ersten Kind noch problemlos geklappt hat, der Wunsch nach einem zweiten Kind aber unerfüllt bleibt. In solchen Fällen kann Endometriose die Fruchtbarkeit im Laufe der Zeit zusätzlich eingeschränkt haben. Man spricht dann von sekundärer Sterilität. Für viele Paare ist diese Situation besonders schmerzhaft, weil die Hoffnung auf ein weiteres Kind mit der Erfahrung kontrastiert, dass es ja „schon einmal ging“.
Wichtig ist: Es geht hier nicht um Schuld. Vielmehr darum, alle möglichen Ursachen gemeinsam mit Ärzt:innen abzuklären – und dadurch Klarheit zu gewinnen. Viele Paare empfinden es als entlastend, wenn sie verstehen, woran es liegt – egal, ob es direkt mit der Endometriose zusammenhängt oder nicht.
Endometriose beeinflusst zwar den Kinderwunsch, bedeutet aber nicht automatisch Unfruchtbarkeit. Eine frühe Diagnose kann die Chancen auf eine Schwangerschaft verbessern und sorgt oft auch für mehr Lebensqualität.
Genauso wichtig wie die medizinische Seite ist die psychische Begleitung. Stress, Ängste und Unsicherheit lassen sich nicht einfach wegreden – aber sie lassen sich bewältigen. Unterstützung kann dabei helfen, den Druck zu reduzieren, Zuversicht zurückzugewinnen und wieder Vertrauen in den eigenen Körper zu entwickeln.
Viele Frauen mit Endometriose fühlen sich in ihrem Frau-Sein infrage gestellt. Diese Belastung ist real – und sie muss nicht allein getragen werden. Ich weiß aus eigener Erfahrung: Unterstützung anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche – es war für mich der wichtigste Schritt, um wieder Vertrauen und Zuversicht zu spüren.
Vielleicht hast du noch ganz konkrete Fragen – hier findest du Antworten auf häufige Fragen rund um Endometriose, Kinderwunsch und psychische Belastung.
Ja — Endometriose und Kinderwunsch schließen sich nicht aus. Viele Frauen werden trotz der Erkrankung schwanger. Wichtig sind eine frühzeitige Diagnostik, individuell passende medizinische Maßnahmen und psychische Begleitung, um Belastung zu reduzieren.
Antwort von Claudia Moser, systemische Coach, www.coachingkinderwunsch.de
Endometriose kann durch Verwachsungen, Entzündungen, Zysten oder hormonelle Störungen die Eizellreifung, den Eileitertransport oder die Einnistung erschweren. Dennoch bleibt eine Schwangerschaft oft möglich – besonders mit gezielter Therapie.
Antwort von Claudia Moser, systemische Coach, www.coachingkinderwunsch.de
Der Druck entsteht durch Schmerzen, verpasste Zyklen, Angst vor Enttäuschung und den Vergleich mit anderen. Die Kombination aus körperlicher Last und emotionaler Ungewissheit macht die Situation besonders belastend.
Antwort von Claudia Moser, systemische Coach, www.coachingkinderwunsch.de
Praktische Selbstfürsorge wie regelmäßige Pausen, sanfte Bewegung, entzündungshemmende Ernährung und bewusste Atem- oder Entspannungsübungen können helfen, Stress abzubauen und dein inneres Gleichgewicht zu stabilisieren.
Antwort von Claudia Moser, systemische Coach, www.coachingkinderwunsch.de
Dann lohnt eine erneute Ursachenklärung (z. B. hormonelle oder immunologische Faktoren), eine Anpassung der Behandlungsstrategie und besonders: psychische Begleitung, um Druck zu relativieren und neue Wege zu sehen.
Antwort von Claudia Moser, systemische Coach, www.coachingkinderwunsch.de
Hinweis: Dieser Text ersetzt keine ärztliche Beratung. Bei Verdacht auf Endometriose wende dich bitte an deine Gynäkologin oder deinen Gynäkologen.
Claudia Moser systemische Coach & PEP® Coach. Ich begleite Frauen mit Kinderwunsch und Endometriose dabei, stressfreier, selbstbestimmt und zuversichtlich ihren Weg zu finden – aus eigener Erfahrung mit Endometriose und unerfülltem Kinderwunsch.
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