Du würdest gerne deinen Kinderwunsch loslassen? Diese 3 Schritte helfen dir dabei

Erfahre in diesem Artikel, wie du den Kinderwunsch in Frieden loslassen kannst – und ein erfüllender Plan B entsteht.

Kinderwunsch loslassen

Zwei Empfehlungen vorweg

  1. Wenn du beim Lesen denkst: „Puu, das krieg ich nie hin! Ich werde den Kinderwunsch nie loslassen können“, dann geht es dir so wie mir damals. Halte dich am besten an diese Leitfrage. „Was erscheint mir im Moment machbar?“ Damit beginnst du. Alles andere kommt später.
  2. Reden hilft. Hol dir Unterstützung! Falls du mit nahestehenden Menschen nicht so gut über den unerfüllten Kinderwunsch sprechen kannst, suche dir professionelle Begleitung: z.B. Psychotherapeuten, Coaches, Frauengesundheitszentren, Profamilia.

Schritt 1: Hör´auf zu grübeln

Das kennst du bestimmt. Du liegst abends im Bett und möchtest einschlafen. Plötzlich geht das Kopfkino los: „Warum werde ausgerechnet ich nicht schwanger? Was ist falsch mit mir? Warum ist das Leben so ungerecht?“

Ein negativer Gedanke jagt den anderen. Immer schneller drehen sie sich im Kreis. An Schlaf ist dann nicht mehr zu denken.

 

Beim Grübeln stellen wir uns Fragen, die sich gar nicht beantworten lassen. Anstatt Auswege aufzuzeigen, ziehen sie runter – lösen Stress aus und erschöpfen uns. Deshalb: Höre auf zu grübeln – Das ist vielleicht sogar der wichtigste Schritt, wenn du deinen Kinderwunsch loslassen möchtest.

Das kannst du tun:

Lenke dich ab

Sobald du merkst, dass du grübelst – lenke dich ab. Die beste Medizin gegen Grübeln ist, körperlich aktiv zu werden. Ganz egal was du tust: aus dem Raum gehen, schwimmen, Pilates, Fenster putzen, Rasen mähen, Spazieren gehen oder einen Kochkurs besuchen.

 

Nachts im Bett kannst du die Aufmerksamkeit auf das Atmen richten. Zähle auf 4 beim Einatmen und auf 8 beim Ausatmen. Mir hilft immer auch ein ganz bestimmter Satz, den ich mir dann sage: „Stopp! Darum kümmere ich mich morgen.“

Verstehe dein Grübelmuster

Wie alles, was wir oft tun, kann auch Grübeln zur Gewohnheit werden. Will man eine schlechte Angewohnheit ändern, hilft eine Bestandsaufnahme. Frage dich:

 

  • Wie oft grüble ich und wann?
  • Was unterscheidet die Situation von Momenten, in denen ich nicht grüble?
  • Gibt es bestimmte Auslöser für mein Grübeln?“

 

So bekommst du einen Blick von außen und gerätst weniger in Versuchung, deinen negativen Gedanken ungeprüft Glauben zu schenken.

 

10 Minuten grübeln sind ok

Du kannst dir auch sagen: „10 Minuten grübeln täglich sind ok“. Mach es am besten nicht auf dem Sofa oder im Bett – sondern an einem anderen, ungemütlicheren Ort in der Wohnung oder draußen.

 

Stell dir den Timer auf 10 Minuten. Mit der Zeit gewöhnt sich das Gehirn an eine neue Routine. So wird dich das Grübeln bald nicht mehr aus heiterem Himmel überfallen.   

Schritt 2: Schließe Frieden mit deinem unerfüllten Kinderwunsch

 „Auch das noch!“ denkst du vielleicht. Lange hast du auf ein Kind gehofft und gekämpft. Viele Male wurdest du enttäuscht – und jetzt sollst du auch noch Frieden schließen – dein Schicksal annehmen? Eine Zumutung!

 

Doch was ist die Alternative? Weiter das Leid mit dir tragen, das der unerfüllte Kinderwunsch hinterlässt? Wenn du diesen Text liest, hast du vielleicht schon eine ganze Weile versucht, deinen Kummer loszuwerden.

 

Wie einen schweren Rucksack habe ich damals meinen Kummer geschleppt – bis ich die Nase richtig voll hatte.

 

Mir wurde klar:

 

  • Ich möchte diesen Rucksack nicht mehr länger tragen.
  • Ich will morgens wieder ausgeruht aufwachen und mich auf den Tag freuen.
  • Ich verrate meinen Kinderwunsch nicht, wenn ich ihn loslasse. Er gehört zu mir und wird mich trotzdem durch mein Leben begleiten.
  • Ich kann vom Kinderwunsch dann Abschied nehmen, wenn ich einen guten Plan habe, wie es stattdessen für mich weitergehen soll.
 

Ich habe mich lange davor gefürchtet, den Kinderwunsch loszulassen. Im Endeffekt war die Sorge aber unnötig – denn bald schon wurde mir viel leichter ums Herz und ich traute mich endlich, wieder nach vorne zu schauen.

Das kannst du tun:

Finde heraus, was hinter deinem Kinderwunsch steckt

Ich weiß, es ist gar nicht so leicht, aufrichtig mit sich zu sein. Es lohnt sich aber! Du könntest dich fragen: „Wofür steht mein Kinderwunsch? Was hält mich an ihm fest und lässt mich nicht loslassen? Denn dahinter liegen Werte, die dir besonders wichtig sind und die du in dein zukünftiges Leben integrieren kannst.

 

Meistens setzt sich ein Kinderwunsch aus mehreren Motiven zusammen, wie z.B.:

 

  • Ich möchte meine Liebe weitergeben.
  • Ich möchte erleben wie es ist, ein Kind auf die Welt zu bringen und Mutter zu sein.
  • Ich möchte schaffen, was ich mir vorgenommen habe.
  • Nur als Mutter bin ich eine richtige Frau.
  • Ich vermute, dass das mein Partner von mir erwartet.
  • Ich will, dass meine Eltern stolz auf mich sind.
  • Ich möchte dazugehören.
  • Ich möchte im Alter nicht allein und verlassen sein.
  • Ich möchte etwas Wichtiges auf der Welt hinterlassen, wenn ich einmal sterbe.
 

Sobald sich die Beweggründe zeigen dürfen, können sie neu betrachtet und bewertet werden. Viele Frauen spüren die Klärung als wohltuende Entlastung im ganzen Körper.

 

Hol dir Unterstützung dafür. Professionelle Begleitung (z.B. Psychotherapeuten, Coaches und MitarbeiterInnen von Frauengesundheitszentren und Profamilia) kann hier besonders hilfreich sein. Als neutrale Dritte hören sie zu und helfen beim Verarbeiten. Die Begleitung muss nicht ewig andauern. Manch unüberwindlich geglaubtes Problem, löst sich überraschend schnell auf.

Gemeinsam seid ihr stärker

Wenn du in einer Partnerschaft lebst, dann redet miteinander. Überlegt euch, wie ihr mit den Folgen der Kinderlosigkeit umgehen wollt. Diese Fragen geben euch eine Orientierung, wie ihr als Paar den Kinderwunsch loslassen und eine neue Perspektive für euch findet.

 
  • Wie wollen wir mit Wut, Trauer, Vorwürfen und Schuld umgehen?
  • Was können wir tun, um uns gegenseitig zu stärken?
  • Welche Dinge sind uns in der Partnerschaft wichtig?
  • Wie gehen wir gemeinsam mit dem Druck von außen um?
  • Wo in unserem Leben könnten wir zusammen wachsen?

Lerne, mit dem gesellschaftlichen Druck umzugehen

Als wäre der eigene Kummer nicht schon genug, spürt man als kinderloser Mensch auch erheblichen Druck von außen.

Für alle anderen Menschen scheint es normal und einfach zu sein, Kinder zu bekommen – nur für einen selbst nicht. Distanzlose Fragen zur Familienplanung und gut gemeinte, aber wenig hilfreiche Ratschläge zum Kinderkriegen, treffen ins Mark. Wie ein Alien steht man da. Wie eine, die es nicht gebacken kriegt. Zum Davonlaufen!

Nur – davonlaufen macht auf Dauer einsam. Wie kann man sonst mit dem Druck von außen umgehen? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Druck deutlich nachließ, als ich den Kinderwunsch in Frieden loslassen konnte und neue Ziele fand.

Das kannst du außerdem tun:

  • Überlege dir in Ruhe, was du auf unsensible Fragen und Kommentare erwidern möchtest. Übe deine Antworten vor dem Spiegel oder mit dem Partner oder einer Freundin. So lange, bis es sich gut anfühlt, wenn du es aussprichst. Hier findest du weitere Ideen, wie du dich vor verletzenden Kommentaren schützen kannst.
  • Rede mit den Menschen, die dir wichtig sind. Sag ihnen, wie es dir geht und wie sie dich unterstützen können, wenn sie das wollen.
  • Wenn dich Neid auf andere plagt, dann findest du hier hilfreiche  Tipps, wie du sie überwinden kannst. 

Sorge für Erholung und tanke Kraft

Es kostet viel Energie, wenn man über Jahre an einem Kinderwunsch festhält. Entsprechend brauchen Körper, Geist und Seele Zeit, um sich von der Anstrengung zu erholen.

 

So kannst du unterstützen: Bewege dich in der Natur, treibe Sport, tanke Tageslicht, ernähre dich ausgewogen, lege Pausen ein, schlafe ausreichend.

 

Sorge für schöne Erlebnisse: Geh´ ins Kino oder Tanzen. Treffe dich mit Freunden. Wandere am Strand entlang oder in den Bergen. Der Seele tut gut, was dir Freude macht.

Schritt 3: Gestalte deinen Plan B

Es ist viel leichter, einen Kinderwunsch loszulassen, wenn man schon eine Idee davon hat, wie das Leben ohne eigene Kinder gut weitergehen könnte. Den dritten Schritt gehst du deshalb mehr oder weniger gleichzeitig mit dem Friedenschließen.

 

Das kannst du tun:

Kümmere dich um dein Herz

In der Kinderwunschzeit musstest du dich zusammenreißen, bist über die Grenzen deiner Belastbarkeit gegangen und hast andere Wünsche und Bedürfnisse zurückgestellt. Um herauszufinden, wo es dich jetzt hinziehen könnte, hilft diese Übung:

 

Frag dich: „Wann wird es mir warm ums Herz?“ Sammle dazu mindestens 50 Situationen, Menschen, Tiere, Pflanzen oder Gegenstände, die dein Herz so ein klein wenig erwärmen. Schwierig?

 

Fange einfach damit an. Es ist erstaunlich, wie die Einfälle mit der Zeit nur so zufliegen: ein freundliches „Guten Morgen“ der Nachbarin, die erste blühende Tulpe im Garten, ein turnendes  Eichhörnchen in der Kiefer vor dem Fenster,…

 

Erinnere dich deiner Talente, Stärken und Träume

Diese Fragen können dich leiten:

 

  • Was wolltest du als Kind werden?
  • Was hast du am liebsten gespielt?
  • Wonach googelst du gerne?
  • Was machst du besonders gerne und was nicht?
  • Worin hast du Erfahrung – beruflich und privat?
  • Wobei fragen dich andere immer um Rat und Unterstützung?
  • Wie würdest du dich als Mensch beschreiben?

 

Frag auch Freunde. Deren Feedback ist oft überraschend aufschlussreich.

 

Gestalte deinen Plan B

Das Schöne am Plan B ist, dass er sich fast von selbst zeigt.

 

Sobald der unerfüllte Kinderwunsch aufgearbeitet wird und die eigenen Interessen und Talente wieder stärker ins Bild rücken, kann sich ein neuer Weg auftun.

 

Vielleicht gibst du einem anderen Kind ein zu Hause. Du könntest dich auch dazu entschließen, beruflich neue Ziele zu verfolgen. Oder du kümmerst dich um andere Menschen, Tiere oder Pflanzen.

 

Du kannst auch sagen: „Ich bin frei. Im Moment ist es gut, wie es ist. Ich genieße das Leben jetzt einfach mal.“

Fazit

  1. Einen Kinderwunsch loslassen bedeutet, Frieden zu schließen mit dem Schicksal.
  2. Grübeln hilft nicht nur nicht, es stresst enorm. Deshalb: Schnell für Abhilfe sorgen.
  3. Es gibt belastende Emotionen und Gedanken zum Kinderwunsch, die gesehen und verarbeitet werden wollen, damit sich die Seele beruhigen kann. Hier lohnt sich professionelle Unterstützung. Das geht manchmal schneller als erwartet.
  4. Während sich die Seele beruhigt, stellen sich fast automatisch die Weichen für einen anderen, erfüllenden Weg.
  5. Der gesellschaftliche Druck lässt nach, sobald innere Ruhe einkehrt und neue Ziele gesteckt werden.

Wenn du noch nicht genug hast und gerne wissen möchtest, welche Fehler ich auf meinem Kinderwunsch-Weg gemacht habe, dann empfehle ich dir diese Geschichte: Meine größten Fehler auf dem Kinderwunsch-Weg

Die Autorin

Claudia Moser ist Systemische Coach und ausgebildete PEP® Anwenderin. Sie hilft Menschen mit Kinderwunsch dabei, Stress abzubauen und zuversichtlich und selbstbestimmt den eigenen Weg zu gehen. Claudia kennt die Herausforderungen eines unerfüllten Kinderwunsches aus dem eigenen Leben. Sie lebt mit ihrem Mann in Karlsruhe, liebt  Trekkingtouren im Himalaya und spontane Kochabende mit Freunden.

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