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Unerfüllter Kinderwunsch:
9 Strategien, die dich stärken

Während manche Menschen problemlos Eltern werden, stoßen andere auf unerwartete Hindernisse. Ein unerfüllter Kinderwunsch bringt oft intensive Emotionen und Herausforderungen mit sich. Ein neuer Blickwinkel kann helfen. Claudia Moser ist Systemische Coach und unterstützt betroffene Menschen dabei, Stress zu reduzieren und innere Ruhe zu finden. Ihre Erfahrung zeigt, dass es eine ganze Reihe stärkender Strategien bei unerfülltem Kinderwunsch gibt.

Unerfüllter Kinderwunsch

Vorab

1. Erkenne deine Schwierigkeiten auf dem Weg zur Schwangerschaft an

Viele Menschen denken bei der Familienplanung über den „richtigen“ Zeitpunkt nach, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder finanzielle Aspekte. Dass es nicht (so leicht) klappen könnte, wird oft ausgeblendet.

 

Wenn eine Schwangerschaft dann ausbleibt, ist die Irritation groß. Gefühle wie Angst, Scham, Neid und Traurigkeit treten plötzlich auf. Vielen Menschen fällt es schwer, Schwierigkeiten mit der Fruchtbarkeit zu akzeptieren. Sie hoffen auf schnelle Hilfe durch die Medizin. Diese kann zwar oft helfen, aber manchmal sind eine ganze Reihe von Behandlungen nötig, und der Erfolg ist nicht garantiert.

 

Es wäre gut, schon zu Beginn einen Plan B zu überlegen, auch wenn das paradox klingt. Ein alternativer interessanter Lebensentwurf kann den Erfolgsdruck verringern und helfen, eventuell auftretende Krisen während der Kinderwunsch-Behandlung leichter zu bewältigen.

2. Finde Ärzte, denen du vertraust

Im Laufe der Beratung und Behandlung werden intime Dinge über dich selbst und deine Partnerschaft besprochen. Nimm dir Zeit zu entscheiden, welchem oder welcher Reproduktions-MedizinerIn du dich anvertrauen möchtest. Du sollst das Gefühl haben, alles sagen und fragen zu können, was dir wichtig ist – und man dir zuhört.

 

Bei Arztgesprächen ist die Aufregung oft groß. Es ist hilfreich, sich gut auf solche Gespräche vorzubereiten und wichtige Fragen aufzuschreiben. Die folgenden Fragen können die Vorbereitung erleichtern (aus „Der Traum vom eigenen Kind“ von Tewes Wischmann und Heike Stammer):

 

  1. Was ist das Ziel meines heutigen Arztbesuches?
  2. Welche Fragen möchte ich geklärt haben?
  3. Was habe ich aus dem letzten Gespräch nicht genügend verstanden?
  4. Welche Informationen fehlen mir noch?

 

Wenn du dich nicht gut betreut fühlst, dann wechsle lieber den Arzt.

3. Setze deine Grenzen

Bis zu welcher medizinischen Behandlung wärst du bereit zu gehen, um schwanger zu werden oder ein Kind zu bekommen? Wo ziehst du für dich die Grenze? Am Anfang eines Kinderwunsches erscheinen solche Fragen vielleicht sehr theoretisch. Dennoch ist es wichtig, sich über die Möglichkeiten zu informieren und sowohl alleine als auch gemeinsam als Paar darüber nachzudenken.

 

Das bedeutet nicht, dass man im Verlauf der Behandlung keine neuen Entscheidungen treffen kann. Aber eine frühzeitige Auseinandersetzung gibt einen Rahmen vor, an dem man sich später orientieren kann. Dadurch wird auch die Gefahr verringert, in ein süchtiges Verhalten zu verfallen, wo man dann denkt: Nur noch ein Versuch, nur noch diese ganz bestimmte Untersuchung,… und nicht mehr aufhören kann.

4. Erlaube dir, deine Trauer zuzulassen

Ein unerfüllter Kinderwunsch ist emotional enorm anstrengend. Wer nach drei Jahren noch nicht schwanger ist, hat etwa 36 Mal die Enttäuschung erlebt, wenn die Monatsblutung erneut einsetzt. Gleichzeitig bekommen Verwandte und Bekannte scheinbar mühelos ihre Kinder. Oft versuchen betroffene Menschen stark zu bleiben und beißen die Zähne zusammen.

 

„Meine Gefühle sind wie ein Topf voll kochendem Wasser,“ sagte eine Klientin. „Ich halte den Deckel ganz fest drauf. Ich muss ja funktionieren. Aber langsam kann ich nicht mehr. Mein Mann redet fast gar nicht über seine Gefühle. Das macht mich noch einsamer.”

 

Wenn man versucht, Trauer zu stark zu unterdrücken, zeigt sie sich manchmal auf ganz andere Weise, etwa durch Gereiztheit, Streit, sozialen Rückzug oder durch das unüberlegte Eintauchen in die nächste Kinderwunschbehandlung. Damit Trauer nachlassen kann, braucht sie Annahme, Raum und Zeit. Ausgebildete Fachleute oder Selbsthilfgruppen können dabei unterstützen.

 

Jeder Mensch verarbeitet Trauer anders und in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Oft helfen regelmäßige Rituale, der Trauer ein Ventil zu geben. Eine Klientin nannte es ihre tägliche Me-Time, wenn sie sich für eine halbe Stunde zurückzog und einfach tat, was ihr gerade in den Sinn kam.

5. Versöhne dich mit deinem Körper

„Ich habe eine richtige Wut auf meinen Körper“, sagte eine Klientin. „Er tut einfach nicht, was ich mir von ihm erhoffe.“ Aus anderen Lebenssituationen wissen wir, dass es nichts bringt, jemandem Vorwürfe zu machen. Der Körper „funktioniert“ nicht besser, wenn wir ihn verurteilen. Im Gegenteil, man zieht sich nur noch weiter runter.

 

Viel konstruktiver wäre es, dem Körper Aufmerksamkeit zu schenken. Sich zu bewegen, Sport zu treiben, oder sich massieren zu lassen. Auf eine gesunde Ernährung zu achten und Pausen einzulegen, damit er sich erholen kann.

6. Genieße das Hier und Jetzt

Meine Klientinnen und Klienten berichten oft, dass sich ihr unerfüllter Kinderwunsch wie eine Warteschleife im Leben anfühlt.

 

Denke daran, dass auch die Zeit des Kinderwunsches wertvolle Lebenszeit ist. Verschiebe deine Pläne nicht auf später, nach den Behandlungen oder nach der Geburt eines Kindes. Das Leben ist zu kurz, um kostbare Zeit im Wartestand zu verbringen.

 

Gönne dir etwas oder lasse dich verwöhnen. Genieße Momente. Auch wenn es nur ein paar Minuten täglich sind. Sollte eine Schwangerschaft eintreten und ein Kind geboren werden, lassen sich berufliche oder private Ziele immer noch anpassen.

7. Plant die Tage der Behandlungen gemeinsam

Zu Beginn einer Kinderwunsch-Behandlung versuchen viele Betroffene, Arzttermine einfach in ihren normalen Tagesablauf zu integrieren. Besonders Frauen, die meist häufiger Termine wahrnehmen müssen als Männer, merken schnell, wie anstrengend diese Jonglage ist. Die seelische und körperliche Belastung, das Verbergen vor dem Arbeitgeber und die oft kurzfristige Planbarkeit der Termine machen es zusätzlich schwierig.

 

Wenn ich mit Klientinnen über ihre belastenden Erfahrungen spreche, berichten sie oft von Situationen, in denen sie sich einer medizinischen Kinderwunsch-Behandlung unterziehen ließen oder schlechte Nachrichten erhielten. Besonders schlimm war dabei, dass sie allein waren. Der Partner war vielleicht auf Geschäftsreise oder man hatte unterschätzt, wie belastend die Situation sein würde, und hielt eine Begleitung für überflüssig.

 

Plant am besten jeden Behandlungsschritt gemeinsam. Partnern möchte ich sogar empfehlen, hartnäckig darauf zu beharren, ihrer Partnerin bei entscheidenden Terminen unterstützend zur Seite zu stehen.

8. Nutze die Freiheiten eines kinderfreien Lebens

Ungewollt kinderlos zu sein und dann von anderen zu hören, dass man es doch gut habe, keine Rücksicht auf Kinder nehmen zu müssen, wirkt auf viele verletzend. Das führt dazu, dass Betroffene sich die Vorteile eines kinderfreien Lebens selbst nicht eingestehen und genießen können.

 

Dabei wäre genau das eine große Hilfe für die Verarbeitung von Trauer um einen unerfüllten Kinderwunsch. Auch wenn es anfangs vielleicht etwas Überwindung kostet hilft der Seele alles, was Freude macht: ausgehen, spontan verreisen, Hobbys pflegen, Interessen nachgehen.

 

Eine Klientin mit unerfülltem Kinderwunsch äußerte: „Mein großer Wunsch ist es, eines Tages sagen zu können: ‘Ich bin kinderfrei’ anstatt ‘Ich bin kinderlos’. Wenn ich das sagen kann, habe ich es geschafft, mich zu lösen und einen anderen erfüllenden Lebensweg zu finden.”

9. Finde deine eigene Identität

In unserer Gesellschaft ist die Identität als Frau oder Mann stark an die Rolle als Mutter oder Vater geknüpft. Ein unerfüllter Kinderwunsch kann für viele Betroffene daher wie ein Mangel an eigener Identität wirken und belasten. Mütterliche und väterliche Qualitäten können aber auf unterschiedliche Weise entwickelt und gelebt werden.

 

Eine Frau erzählte von ihrer Firma, einem Büro für leichte Sprache: „Mit meiner Firma lebe ich meine Weiblichkeit. Mein Thema hat einen weiblichen und mütterlichen Aspekt. Ich möchte leichte Sprache in die Welt tragen. Das auch anderen beibringen. Lehren, befähigen, dann ohne meine Hilfe auskommen. Ich habe für meine Firma einen Plan für die nächsten 18 Jahre gemacht. Also die Zeit, in der man ein Kind begleitet. Danach widme ich mich anderen Interessen.“ Das ist nur ein Beispiel von unzähligen Möglichkeiten. Entscheidend ist, wie man sich selbst sieht und bewertet.

 

Du könntest dich auch auf die Suche nach weiblichen oder männlichen Vorbildern machen, die kinderlos geblieben sind und ein Leben führen, das dich inspiriert. Für mich war meine Patentante so ein Mensch. Trotz unerfülltem Kinderwunsch strahlte sie Lebensmut und Lebendigkeit aus. Als erste Frau in ihrer Umgebung übernahm sie in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts die Leitung eines Postamts. Zu ihrer Zeit war das eine Sensation.

Die Autorin

Claudia Moser ist Systemische Coach und ausgebildete PEP®-Anwenderin. Sie hilft Menschen mit Kinderwunsch dabei, Stress abzubauen und zuversichtlich und selbstbestimmt den eigenen Weg zu finden. Claudia kennt die Herausforderungen eines unerfüllten Kinderwunsches aus dem eigenen Leben. Sie lebt mit ihrem Mann in Reutlingen, liebt Trekkingtouren im Himalaya und spontane Kochabende mit Freunden.

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